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Stellungnahme des VBE NRW zum Antrag der Fraktion der SPD „Wissenschaftliche Folgen der Pandemie ernst nehmen

Psychosoziale Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Familien im Bildungsbereich stärken! Drucksache 18/628, Anhörung am 15.11.2022

Der Corona-Virus hat jeden von uns verändert. Er bestimmt unseren Alltag, jede Handlung und viele Gedanken. Schulen sind ein Seismograph gesellschaftlicher Bedingungen, Strömungen und Befindlichkeiten. Es kann daher niemanden wundern, dass die Corona-Pandemie unser Schulsystem in besonderer und vielfältiger Weise auf unterschiedlichen Ebenen erschüttert hat. Die Grundfesten mussten an vielen Orten neu sortiert und teilweise neu aufgebaut werden. Es sind auch wacklige Mauern eingestürzt. Corona hat die Schwachstellen unseres Bildungssystems offensichtlich gemacht. Niemals wurde deutlicher, wie wichtig ein gut aufgestelltes, funktionierendes Schulsystem für unsere Gesellschaft ist und niemals wurde deutlicher, dass unsere Schulen dringend bessere Rahmenbedingungen benötigen, um allen an sie gestellten Aufgaben annähernd gerecht werden zu können.

VBE NRW

Dies hat der VBE NRW bereits im Juni 2021 in seinem Denkanstoß für einen gelingenden Schulstart 2021/2022 festgehalten.

Im vorliegenden Antrag der SPD-Fraktion wird deutlich formuliert, welche negativen Auswirkungen die Corona-Pandemie vor allem auf die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen gehabt hat. Zudem wird eindringlich darauf hingewiesen, dass es erheblicher Anstrengungen und Investitionen in die schulischen Rahmenbedingungen und damit auch in das soziale und emotionale Lernen bedarf, um die Resilienz der Kinder und Jugendlichen zu stärken. Diesen Einschätzungen schließt sich der VBE NRW an.
Ohne Zweifel hat die vorherige Landesregierung durch die Verstetigung der Mittel und der partiellen Neuorganisation der Schulsozialarbeit einen Schritt in die richtige Richtung gemacht, dem allerdings dringend notwendig weitere folgen müssen.

Zu den Forderungen, die im Antrag formuliert wurden, nimmt der VBE NRW wie folgt Stellung:

  • Eine langfristige, nachhaltige finanzielle Sicherung sowie ein Ausbau der Schulsozialarbeit in NRW ist dringend erforderlich. Gerade in der sozialpädagogischen Arbeit ist Kontinuität ein wichtiger Faktor. Bestehende Strukturen sind zu evaluieren, ein gemeinsames Verständnis von Schulsozialarbeit ist angezeigt. Die Arbeit des in der letzten Legislaturperiode eingesetzten Fachkreises Schulsozialarbeit, der sowohl vom MSB als auch vom MKJFGFI begleitet wird, ist zu unterstützen und zu verstetigen.
  • Nach Auffassung des VBE NRW muss es an jeder Schule mindestens eine Stelle für Schulsozialarbeit geben, die nicht auf Lehrerstellen anzurechnen ist. Die Ausweitung therapeutischer und psychiatrischer Angebote sowie die Ermöglichung der niedrigschwelligen Zugänglichkeit sind zu unterstützen.
  • Die Einstellung von Gesundheitsfachkräften an Schulen ist eine langjährige Forderung des VBE NRW. Erfahrungen aus anderen Bundesländern haben gezeigt, wie wertvoll und unterstützend diese an Schulen wirken können – nicht nur bei der Versorgung chronisch kranker Kinder oder plötzlich auftretenden Verletzungen, sondern auch bei der konzeptionellen Gesundheitserziehung.
  • Ohne Zweifel sind Fortbildungen wichtig und essentiell. Allerdings kann hier auch auf bereits bestehende Strukturen – beispielsweise die der Beratungslehrkräfte – hingewiesen werden. Diese Strukturen zu stärken und die entsprechenden Ausbildungskapazitäten für alle Schulformen zu erhöhen bei gleichzeitiger Berücksichtigung der notwendigen Entlastung wäre erstrebenswert.
  • Schule ist mehr als Unterricht und Bildung ist mehr als Wissensvermittlung, deswegen ist es richtig, das Augenmerk auch auf kulturelle und sportliche Betätigung zu richten. Gerade diese Bereiche leiden unter dem vorhandenen Lehr- und Fachkräftemangel.
  • Persönliche Begegnungen sind durch nichts zu ersetzen – dies hat uns die Pandemie deutlich vor Augen geführt. Insofern gilt es, diese auch in Krisenzeiten zu ermöglichen. Hierfür müssen Schulen, auch Schulgebäude, zeitgemäß ausgestattet sein. In der Pandemie wurde sichtbar, an wie vielen Standorten der Zustand sanitärer Anlagen, von Fenstern und der Gebäudestruktur zu wünschen übriglässt. Der Investitionsbedarf in den Kommunen ist riesig.
  • Bezugnehmend auf die geforderte Konzeptentwicklung zur Vorbereitung des Distanzunterrichts stellt der VBE NRW fest: Gemessen an den vor Ort vorhandenen Möglichkeiten und Ressourcen sind viele Schulen bereits besser aufgestellt als die Rahmenbedingungen dies ahnen lassen. Bestmögliche Konzepte sind vor allem stets auf die Situation der einzelnen Schule und Schulform ausgerichtet und nicht zuletzt abhängig von der individuellen Situation der Schülerinnen und Schüler.

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die Zusammenarbeit zwischen schulischen Institutionen und Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe weiter verstärkt werden muss. Hierfür müssen den Kolleginnen und Kollegen in den Schulen die entsprechenden zeitlichen und finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt werden und zudem sind die wichtigen Schnittstellen wie Schulsozialarbeit und schulpsychologischer Dienst angemessen auszustatten.

Stefan Behlau
Landesvorsitzender VBE NRW

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